ich schnitz mir einen Geist …
Ich schnitz mir einen Geist …
… selten bin ich bei einer Aussage so seltsam angeschaut worden.
Dabei fühlte sich das für mich völlig richtig und rund an. Im bayrischen Viechtach lebt und arbeitet der aus Sibirien stammende Künstler Anatol Donkan und bietet Workshops an. Das Arbeiten mit Holz und die Gespräche waren beeindruckend und inspirierend.
Der Künstler gehört zum Volk der Nanai, welche in Sibirien im Amurgebiet ansässig sind, und gibt mit seinen Arbeiten aus Fischleder und den Holzskulpturen auch der Kultur seiner Vorfahren neues Leben. Der Einblick in diese Form der Naturverbundenheit (sibirischer Schamanismus wird auch als Animismus bezeichnet, der Glaube, daß Lebewesen sowie unbelebte Objekte eine Seele besitzen) war für mich spannend. Die Tradition eine Ahnenfigur zu Hause zu haben, mit ihr zu sprechen und sie am Leben, sowie am Essen & Trinken teilhaben zu lassen ist für mich gar nicht so weit her geholt (die Herrgottsecke in katholischen Häusern oder eine immer geschmückte Fotogalerie der Familie erinnern mich durchaus entfernt daran)
Meine erste Begegnung mit Naturspiritualität dieser Art, hatte ich vor Jahren in Sibirien am Baikal. In dieser großartigen Landschaft ein beeindruckendes Erlebnis, was noch immer einen großen Nachklang für mich hat.
Die Vorstellung, daß die Natur auch mit Bäumen und Kräutern und auch alle Tiere eine Seele haben und sich mitteilen ist mir vertraut. Ich würde mir sehr wünschen, das wir alle wieder mit Achtung und Respekt auf die Natur schauen und sie wirklich als Umwelt und auch die lebenden Geschöpfe als eben dieses im miteinander wahrnehmen.
Erstmal ging es jedoch ums schnitzen. So haben wir also an diesem Wochenende eine eigene Ahnenfigur gefertigt und in ein Mäntelchen aus Fischleder gehüllt, verziert und geweiht. Auch wenn die Arbeit am Eichenholz mit Axt und Stemmeisen eine echte Herausforderung war – es scheint wohl immer einfacher, als es dann ist – ist das Ergebnis wunderbar und erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit.
Arbeiten mit den Händen, ganz bei sich sein und das ewige Geschnatter der Gedanken zur Ruhe bringen ist immer gut!
Eine Auszeit der besonderen Art!
Und wieder neue Impulse für mich, unsere Umwelt noch einmal mit anderen Augen zu betrachten.
Eines ist sicher; die Natur braucht uns nicht, wir hingegen können ohne sie nicht leben.
Ich wünsche eine gute Zeit!
lich Susanne